Der Popsalon ist der wichtigste Termin des Jahres für Indie-Musikfans in Osnabrück. Das restliche Jahr über haben sie es nicht immer einfach, findet sich die Stadt Osnabrück doch eher selten auf den Tourrouten internationaler Bands. Einen Steinwurf entfernt liegt das größere Münster, dazu die Lage zwischen Nordrhein-Westfalen und Städten wie Hannover, Bremen oder Hamburg – die Konkurrenz ist groß. Aber auch die Booker*innen scheinen manchmal zu denken, dass es in Osnabrück keine Zielgruppe für Indie-Musik gibt. Mögliche Locations werden mit denselben langweiligen Comedians und austauschbaren Coverbands gefüllt, die auf den Bühnen der Kleinstädte des Landes zu finden sind. Das ist auch kein Vorwurf, die Kulturbranche hat schwierige Zeiten hinter und wahrscheinlich ähnlich schwere vor sich. Gerade deshalb ist das kleine Indoor-Festival, das zum nunmehr zwölften Mal seine Tore öffnete, ein solch bedeutendes Aushängeschild für die Stadt.
Schon die Preshow am Mittwoch zeigt auf, dass man als Fan von Indie-Musik in der Friedensstadt nicht auf verlorenem Posten steht. Dort geben sich die deutschen Indie-Legenden von The Notwist die Ehre. Was die Schlange vor dem Rosenhof andeutet, stellt sich zu Konzertbeginn als richtig heraus: Ob nun als Einzelkonzert oder Start in den Popsalon, die Leute haben eine unglaubliche Vorfreude auf die Musik, was eine gut gefüllte Location beweist. Auch die Band ist gut aufgelegt und bewegt sich gekonnt in ihren Klangwelten, irgendwo zwischen 90s Indie-Rock und elektronischen Klängen, mal wie die experimentellen Radiohead, mal nah an Bands wie The Weakerthans. Zum Abschluss sorgen sie mit ihrem Hit „Consequence” dafür, dass das Publikum glücklich beseelt den Heimweg antreten kann.
Das war auch notwendig, denn die folgenden drei Tage Festival versprechen ein volles, aber abwechslungsreiches Programm. Dieses startet für uns mit der logistischen Herausforderung, den legendären, aber etwas weiter entfernten Hyde Park an der Osnabrücker Stadtgrenze zu besuchen. Dieser ist nur in Ausnahmefällen Teil des Festivals, was auch am Mangel vergleichbarer Locations in Zentrumsnähe liegt. Und so müssen Fans der Deutschpunk-Band Team Scheisse einige Kilometer hinter sich bringen, um ihre Lieblinge auf der Bühne zu erleben, was sich jedoch zweifelsohne lohnt. Die gut aufgelegte Band braucht zwar ein, zwei Songs, um das Publikum aufzuwärmen, dann wird der Auftritt jedoch erwartungsgemäß gut. Alle Hits, wie immer stabile Ansagen ans Publikum inklusive FLINTA-Pit und eine schöne, an das Design von Windows XP angelehnte Bühnenshow sorgen für einen klasse Start ins Festivalprogramm, der nur durch das Verhalten eines Barkeepers abgeschwächt wird. Dass man sich von diesem im Jahr 2024 ernstgemeint anhören muss, dass ein Radler für ihn „Vergewaltigung eines Bieres” ist und sich dazu auch noch Sprüche zum eigenen Erscheinungsbild anhören muss, ist traurig, aber naheliegend, denn bei etwas genauerem Hinschauen merkt man schnell, dass die Location nicht mehr als eine Dorf-Großraumdisko mit leicht alternativem Anstrich ist. Schade.