Es ist Ende Mai, langsam aber sicher geht die Festivalsaison los. Während einige von uns mal wieder einen Kurzurlaub beim Primavera Sound in Barcelona genießen, müssen andere für ein ähnliches Erlebnis gar nicht so weit fahren, wo doch das Immergut Festival an der Mecklenburgischen Seenplatte ansteht. Eine Institution, eines der besten deutschen Indiefestivals, das bei uns aufgrund der riesigen Konkurrenz aus Barcelona vielleicht zu häufig unter dem Radar geflogen ist.
Denn eigentlich bietet das Immergut genau das, was man sich wünscht: eine intime Atmosphäre in einer idyllischen Umgebung, nette Leute und ein handverlesenes Line-up, das sich besonders durch den beinahe überschneidungsfreien Timetable wunderbar durchforsten lässt. Dabei fällt schnell auf, dass es dem Immergut-Team nicht nur um Musik geht, sondern darum, dem Publikum an drei Tagen ein vielfältiges popkulturelles Programm zu bieten. Dabei geht es von Literatur (z.B. mit Paula Irmschler), über Politik (z.B. Es ist Wahl und wer geht hin?) bis hin zu Internetcomedy mit El Hotzos legendärer Hunderückschau. Das Ganze wirkt nicht nur gut kuratiert und durchdacht, es zeigt auch, dass den Veranstalter*innen neben einem tollen Musikprogramm auch um eines geht: gesellschaftliche Verantwortung.
Trotzdem kommt natürlich Kerngeschäft des Festivals nicht zu kurz, die Musik. So kann man schon am frühen Donnerstagabend die Indiesenkrechtstarter von Royel Otis bei einem ihrer ersten Deutschlandauftritte sehen, die zuletzt mit ihrem fantastischen „Murder On The Dancefloor“-Cover, aber auch mit ihrem Debüt „PRATTS & PAIN“ die Herzen vieler Musikfans höher schlagen ließen. Es gibt aber noch weitaus mehr zu entdecken: Ob nun die eingängigen Melodien Σtellas, der gefeierte Post-Punk von Dry Cleaning oder die poppigen Indiesounds von Lime Garden. Dieser Vielfalt kann man in so einem Text nur schwer gerecht werden, weshalb es sich durchaus lohnt, die offizielle Playlist des Festivals anzuschmeißen und sich seine eigenen Highlights zusammenzustellen. Und wenn dazu die Zeit fehlt, ermöglicht es der Timetable, sich beinahe jeden Act anzuschauen, sollte es der eigene körperliche Zustand erlauben.
Wer also Lust auf einen Kurzurlaub in Deutschland hat, kann sich auf der Seite des Festivals mit allen Informationen und Tickets versorgen. Ausverkauft ist es nämlich nicht, wie die Organisator*innen transparent mitteilten: Die letzten Jahre machten freie, selbstorganisierte Kultur nicht einfacher, wovon auch eine Veranstaltung wie das Immergut nicht verschont bleibt. Also schlagt zu, damit wir alle auch weiterhin liebevoll geplante Festivals engagierter Ehrenamtler*innen besuchen können und nicht auf austauschbare Großveranstaltungen umsteigen müssen.
Noch einen kleinen Vorgeschmack? Bei Allerorts findet ihr noch weitere schöne Fotos aus dem letzten Jahr.