Zum nunmehr dreizehnten Mal verwandelte sich Osnabrück am letzten Wochenende zu einem Mekka für Fans der Livemusik – der Popsalon stand an. Da das kulturelle Angebot in Osnabrück die meiste Zeit des Jahres ausbaufähig ist, wird das Festival natürlich Jahr für Jahr rot im Kalender markiert. Drei Tage füllt sich die Stadt mit musikbegeisterten Menschen, die, ob alt ob jung, auf der Suche nach Neuentdeckungen waren oder einfach nur gute Musik genießen wollen. Wir waren dabei.
Fast schon traditionell starteten wir am Donnerstagabend im Haus der Jugend, wo sich Nichtseattle die Ehre gab. Die Location versetze mich mit der zugehörigen Empore wie jedes Jahr eher an eine Schulaula, besticht dafür mit einem klasse Sound, was man in der Verganmgenheit bei Acts wie Philine Sonny oder Blush Always erleben konnte. Dadurch wurde der Start des Popsalons erneut ein fantastischer. Die Stimme Katharina Kollmanns ergänzte sich wunderbar mit dem dichten Sound der Band, ohne dass sie sich übertönen ließ. Ein besonderes Highlight war dabei Frau Sein (Werkstatt), das durch seine lange und trotzdem prägnante Kritik am Frauenbild sicherlich dem ein oder anderen Mann im Publikum die Augen geöffnet haben könnte. Sicher ist jedoch, dass der Auftritt der Band einige neue Fans gebracht hat. Vollkommen beseelt stand daraufhin ein kurzer Abstecher in die Lagerhalle zu Steintor Herrenchor an, wo vorher Einlassstop herrschte und es dementsprechend gut gefüllt war. Aus dem recht engen Eingangs- und Thekenbereich schauten wir uns also einige Songs der Show an, die jedoch nicht hundertprozentig überzeugte. Zwar setzten die drei auf den beliebten wavigen Post-Punk der Neuen Neuen Deutschen Welle, textlich und stimmlich wirkte es aber etwas dünn. Das Rezept des 80s Sounds mit tiefer, melancholischer Stimme ist zwar vielversprechend, kann aber auch gerne etwas belanglos werden. So entschieden wir uns nach ein paar Liedern den Weg zur Kleinen Freiheit einzuschlagen, wo ein absolutes Highlight als Tagesabschluss auf uns wartete: Endless Wellness. Die Vorfreude war riesig, nachdem die Österreicher beim letztjährigen Appletree Garden noch absagen mussten – und sie wurde erfüllt. Der Hype ist real, die deutschsprachigen Arctic Monkeys lieferten ein vielfältiges Set ab und wussten das Publikum zu begeistern. Die Location bot zwar in Thekennähe etwas Soundprobleme, was besonders bei ruhigen Stellen für Verständnisprobleme sorgte, hatte man jedoch einen zentraleren Platz vor der Bühne, wurde man von Endless Wellness umgehauen. Eingängige, hitverdächtige Melodien in Kombination mit so schönen Texten wie „Ich möchte kein Eisbär sein // ich möchte eine Zukunft” machten uns zu absoluten Fans.

Zugegeben, der erste Tag legte die Messlatte für das Restwochenende schon ziemlich hoch. So konnte es weitergehen. Nach einem entspannten Tag mit ein paar Getränken und einer Bluetooth-Box mit holländischen Covern deutscher Hits oder der seltsamen Compilation Fetenhits – Die Deutschen, begaben wir uns erneut gut gelaunt in die Kleine Freiheit zu Kapa Tult. Da der Bandname in meinem Kopf immer Ähnlichkeiten zu Die Katapult und ihrem Riesenhit Bäckerei Digital hervorrief, waren die unterbewussten Erwartungen an die Band zu hoch, um mich sinnvoll mit Ihnen zu beschäftigen. Ein Irrtum! Kapa Tult lieferten einen tollen Gig, der an Schnipo Schranke erinnerte. Dabei schafften sie es feministische Kernthemen in einen wunderbar humorvollen und tanzbaren Rahmen zu bringen, ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Eine schöne Überraschung, die das Motto für den gesamten Abend vorgab: Laut, humorvoll, deutschsprachig. Oder Popsalon – Die Deutschen.