Einer davon war eindeutig El Hotzos Hundeschau. Dabei stellte der Internetcomedian die beste Auswahl seiner zumeist selbstgeschossenen Hundefotos vor, unter anderem mit Bildern des Hundes seiner Eltern, unterschiedlichsten Straßenbegegnungen und Christian Lindner. Da das Programm in der Form einmalig sein sollte und somit auch nicht groß geprobt wurde, ging die Präsentation der Fotos ein wenig schneller vonstatten als gedacht, weshalb anschließend noch eine Fragerunde zum Thema „Hunde“ angehängt wurde. Darin besprach El Hotzo seine Lieblingshundefilme, seine Ähnlichkeiten zu schwer atmenden Qualzuchten und die Frage, warum Hunde so gerne alle Viere von sich gestreckt auf dem Boden liegen. Man konnte einfach 45 Minuten die Probleme der Welt vergessen und sich den lieben Tieren hingeben. Abgerundet wurde dies für mich persönlich durch das angenehme Lachen des ursympathischen Francesco Wilkings, dass nur ein paar Schritte hinter mir vom Kaffeestand ertönte. Absolut wholesome. Leider wurde man beim eigentlich beseelten Rückweg zum Camp schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn auch das Immergut Festival hat seine Schwächen. So bleibt eins der großen Streitthemen sich alternativ sehender Gruppen nicht aus: Es wird Spikeball gespielt. Das kann passieren, das Festival trifft da keine Schuld. Dennoch, sollte ich beim nächsten Mal auch noch eine mobile Boulderwand auf dem Campingplatz sehen, kann ich für nichts garantieren.
Trotzdem lässt sich festhalten, dass das ganze Festival mit tollen Konzerten eine ganz besonders liebe Stimmung ausstrahlte. Dazu gehörten mit Sicherheit auch Iedereen, eine zweiköpfige Band benannt nach dem niederländischen Wort für „alle“, die am Abend bei bestem Wetter den Birkenhain bespielten. Und wie. Mit Hits wie „GKO“ oder „Autofahren“ brachten Sie das Publikum zum Tanzen, feiern, ausrasten. Selten erlebt man es, dass eine Band zu Zweit eine solche Energie ausstrahlt und diese nahtlos auf die Zuschauer*innen übergeht. Das Immergut bewies also ein gutes Näschen, war es doch eines der ersten größeren Festivals außerhalb NRWs, das den krachigen Indieklängen Iedereens eine Bühne bot. Ich lehne mich so weit aus dem Fenster, dass noch einige größere Auftritte folgen werden.
Ähnlich wholesome jedoch musikalisch durchaus anders wurde es beim Headliner des Tages, der Crucchi Gang. Was uns beim Appletree Garden im letzten Jahr schon gefiel, wurde in Neustrelitz getoppt. Die Band um Francesco Wilking verpackt bekannte deutsche (Indie)-Songs in einem Italo-Pop-Mantel. Unterstützt wurde er dabei unter anderem von Sven Regener, Lina Maly, Stainer und Madlaina und Tristan Brusch – sowie seiner eigenen Tochter mit einer Freundin, die den Background-Gesang übernahmen. Dazu kramte Francesco Wilking eine wunderbare Anekdote darüber aus, wie er vor gut 20 Jahren mit seiner Band Tele beim Festival spielte und seine damals ein paar Jahre alte Tochter auch schon einmal dabei war. Es schienen ein paar Tränen zu kullern als er diese Erinnerung mit Blick auf seine nun erwachsene Tochter mit dem Publikum teilte – Gänsehaut.