Ein paar Tage sind seit dem Appletree Garden vergangen. Die Klamotten sind gewaschen, der Kater wurde im eigenen Bett ausgeschlafen. Langsam realisiert man: Das war es schon wieder. Drei Jahre Pause scheinen sich nicht in drei Tagen ausgleichen zu lassen. Ein wehmütiger Rückblick.
Als es am Donnerstagmorgen langsam über die Landstraßen des Osnabrücker Landes Richtung Diepholz ging, wirkte alles noch ein wenig surreal. Ähnlich stand es um die zügige und gut organisierte Bändchenausgabe, sodass erst mit den aufgestellten Zelten langsam aber sicher klar wurde: Es geht tatsächlich wieder los. Das Appletree Garden 2022 stand mit alten Bekannten und einigen Veränderungen in den Startlöchern. Einen ersten neuerlichen Luxus konnte man direkt am Donnerstagmittag wahrnehmen, als sich erste Grüppchen auf den Weg zum keine 500 Meter entfernten Supermarkt machten. Kalte Getränke, eine riesige Essensauswahl und ein Bäcker ließen wenig Wünsche offen. Insbesondere bei den sehr sommerlichen Temperaturen jenseits der 30 Grad war diese Getränkeversorgung Gold wert, weshalb man sich am frühen Nachmittag ganz ohne Sonnenstich und Dehydrierung ins noch etwas heißere Spiegelzelt machen konnte. Dort gab die Hamburgerin BROCKHOFF mir ihrem eingängigen Indie-Rock den Startschuss für die diesjährige Festival-Ausgabe. Sowohl dem Publikum, als auch BROCKHOFF, deren Musik an Genre-Stars wie Soccer Mommy erinnert, schien es ganz hervorragend zu gefallen. Ähnlich froh dürften beide Seiten auch am Ende des Konzerts gewesen sein, denn trotz des schönen Auftritts nagte die Hitze im Spiegelzelt am Publikum.
Deshalb war eine kurze Verschnaufpause angesagt, standen doch noch einige Highlights an. Nachdem man das ein oder andere halbwegs kühle Getränk auf dem Campingplatz genoss und einige Freund*innen seit beinahe drei Jahren erstmals wiedersah, spielten auch schon Los Bitchos auf der Hauptbühne. Ob es nun der falsche Platz vor der Bühne oder die anhaltende Wiedersehensstimmung auf dem Campingplatz war, trotz musikalisch einwandfreiem Auftritt wusste die rein instrumentale Musik der Britinnen nicht hundertprozentig überzuspringen. Anders sah es im weiteren Verlauf des Abends aus. So sorgte die ukrainische Rapperin Alyona Alyona im wunderbar atmosphärischen neuen Abschnitt des Festivalgeländes, dem an den Ortsnamen angelehnten Tiefen Holz, für ausgelassene Stimmung. Einziges Ärgernis war hier die Überschneidung mit Get Jealous, die laut einiger Aussagen den besten Auftritt des Festivals ablieferten. Konkurrenz machten Ihnen dabei auf jeden Fall Mind Enterprises, die den Abend mit etwas Verspätung im Spiegelzelt abschließen durften. Ihre Italo-Disco-Klänge sorgten dabei für ein ekstatisch tanzendes Publikum, sodass es trotz späterer Stunde noch einmal heißer gewesen sein dürfte, als am Nachmittag. Ein fantastischer Abschluss für einen tollen ersten Tag.