Zwischen Italo-Schlager und Meme-Punk
Nach einer abgekühlten, regnerischen Nacht ging es freitags pünktlich um neun mit der Jan Spieker Bahn Richtung Schwimmbad, wo diese trotz angeblich nicht verbauter Bremsen zum Halten kam. Auch wenn der Vormittag grau, regnerisch und kühl war, zum Appletree gehört nun mal das morgendliche Bad und die Schwimmbadpommes. Erfrischt, wach und gut genährt konnte man sich von dort zum nebenan gelegenen Minigolf-Platz aufraffen, wo uns die altbekannten Gesichter der letzten Festival-Ausgaben erwarteten. Tradition ist Tradition. Irgendwann rief jedoch das Festivalgelände, gab es doch auch am Freitag mehr als genug zu sehen. Hier stach natürlich die fantastische Kombination aus Roy Bianco & die Abbrunzati Boys und Team Scheisse ins Auge. Wo bekommt man denn sonst die altbekannten Italo-Schlager Helden und die aktuell gefeiertste Meme-Punk-Band Deutschlands hintereinander zu sehen? Zuerst die eingängigen Hits der Augsburger, die es vor kurzem erst auf Platz 1 der Albumcharts schafften, mitgrölen, dann den druck- und humorvollen Songs der Bremer Punk-Newcomer lauschen.
Was wie ein wunderbarer Plan klingt, stellte sich auch als solcher heraus. Besonders die intensive Liveatmosphäre von Team Scheisse, deren gesamter Auftritt an eine deutsche Version der Idles erinnerte, stach als Highlight hervor. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben, denn der Abend lieferte weitere tolle Auftritte aus den verschiedensten Genres. Und wieder war es ein Konzert im Spiegelzelt, das ganz besonders zu begeistern wusste: Sophia Kennedy. Die US-Amerikanerin stellte von nur einem Livemusiker unterstützt ein solch eindringliches, facettenreiches Set auf die Beine, dass man nur den Hut ziehen konnte. Mal beat- und Hip-Hop-lastig, mal ruhig und auf ihre Wahnsinns-Stimme fokussiert stand Kennedys Auftritt sinnbildlich für das ausgesuchte, vielfältige Line-Up des diesjährigen Festivals.