Schon die ersten Konzerte des Festivals legten die Messlatte für die kommenden Tage enorm hoch, wie etwas die deutsche Hip-Hop-Newcomerin Fuffifufzich. Ihre poppigen Melodien lieferten etliche Ohrwürmer, was vom Publikum frenetisch gefeiert wurde. Insbesondere die Zeilen „Hallo 110, ist da die Po-Polizei? // Ich möchte Anzeige erstatten // Wegen Heartbreakerei“ bohrten sich in die tiefsten Tiefen des Gehirns und kamen immer mal wieder hervor. Bestens gelaunt ging es daraufhin zu Blush Always, deren Musik zwar von klassischeren Indie-Gitarren geprägt war, aber mindestens genauso hitverdächtig daherkam. Mit ihren 90s-Slacker-Songs füllten Blush Always das zu Beginn noch recht spärlich besetzte Spiegelzelt in Windeseile.
Während Acts wie Blond und Bilderbuch das Publikum zum Tanzen und Feiern brachten, legten wir eine kurze Erholungspause ein, da unsere persönlichen Tageshighlights noch folgen sollten. So fanden wir uns wieder pünktlich im Spiegelzelt ein, um den lieben Porridge Radio zu lauschen. Klasse Indiemusik, die besonders von der Stimme Dana Margolins und den verdammt eingängigen Melodien lebt. In Verbindung mit der idyllischen Location mauserte sich der Auftritt der Brit*innen zu einem unser Festivalhighlights. Und wo wir gerade bei Festivalhighlights sind: Mit einem solchen ging es nahtlos weiter. Nu Genea! Erwartet tanzbar ließen sie keine ihrer Italo-Funk-Hits aus, während die an Rhythmische Sportgymnastik erinnernde Bühnen-Performance die Menge in ihren Bann zog. Fantastisch! So fantastisch, dass die späteren DJ-Acts für uns, wie das gesamte Wochenende, eher kürzer kamen. Ein Mensch hat nun mal nicht unendlich Kapazitäten.
Die beiden anderen Festivaltage liefen daher recht ähnlich ab: Morgens in der Früh die erste Jan-Spieker-Bahn vom Famila-Parkplatz in Richtung Schwimmbad genommen, den sich anbahnenden Kater mit Kaffee, einem ausgiebigen (Ouzo-)Frühstück und einem Bad abgewandt und fit wie ein Turnschuh die Minigolfanlage besetzt. Beseelt ging es dann zurück zum Festivalgelände, spielten doch an beiden Tagen noch etliche tolle Künstler*innen, die man nicht verpassen durfte.
So beispielsweise Burnout Ostwest am Samstagnachmittag, nach Team Scheisse im letzten Jahr die nächste Bremer Punkband, die das Publikum überzeugte. Klassische Punk-Sounds, sowohl live als auch vom Band, mit Synthie-Unterstützung und gewitzten Texten waren der perfekte Startschuss für das Festivalbergfest. Daran schlossen sich weitere Highlights an: Die gehypten Zimmer90 brachten bei bestem Wetter mit ihrem Indiepop die Leute vor der Hauptbühne zum Tanzen. Noch etwas toller war der Auftritt von Nation Of Language, deren 80s-Synth-Indie sich auf der Waldbühne fantastisch entfaltete, was den abgesagten Auftritt vom letzten Jahr vergessen machte. Das Tageshighlight war jedoch Dan Deacon. Selten hat ein Auftritt auf dem Appletree uns so umgehauen. Der Entertainer wurde von einem Drummer unterstützt und bot neben Tanz-Battles und ähnlichen Einlagen ein unfassbares Set seiner elektronischen Indie-Hits. Was auf Platte vielleicht nicht sonderlich eingängig und eher chaotisch wirkt, war im Spiegelzelt wunder- und tanzbar, sorgte für Gänsehaut und feuchte Augen. Furchtbare Voraussetzungen für den folgenden Auftritt von Bombay Bicycle Club, die wie Betterov zuvor zwar durchaus nett waren, aber auf Konzertlänge dann doch eher enttäuschten. Egal! Dan Deacon war nicht mehr zu toppen.