Skandaløs Festival 2019: Stadt und Land im Fluss

Regionales Rahmenprogramm

Dies hat viel mit dem Selbstverständnis derjenigen zu tun, die das Ganze ermöglichen. Immer wieder begegnete einem als Besucher der Ausspruch, dass man eben nicht die Gruppe Studierender und urbaner Hipster aus Hamburg, Lüneburg oder Berlin sein wolle, die einmal im Jahr aufs Land fahren, um sich und ihre Szene zu feiern. Vielmehr möchte man ganz bewusst urbane und ländliche Kultur in einen Fluss bringen, gewissermaßen eine Symbiose aus Hamburg und Hülltofter Tief erzeugen.

Dies verdeutlicht sich bereits im Trägerverein, der zwar in Hamburg ansässig ist, sich aber ausdrücklich die Förderung und Vernetzung von Kunst und Kultur in Nordfriesland auf die Fahnen geschrieben hat. Auch im Rahmenprogramm des Festivals ist dieser Ansatz kaum zu übersehen. Denn in den Pausen lud das Festival nicht nur zum Verweilen, Tanzen und Diskutieren auf dem Gelände ein, sondern bot Erkundungstouren in den Koog oder einen benachbarten Windpark, ins benachbarte Nolde-Museum oder auch ins Leben der Deichschafe an.

Öfters mal die die Blicke schweifen lassen

Wer aus der Region selbst kommt, der wird sich zudem nostalgisch über lokale Traditionen wie Kinderfeste oder Fahrradringstechen erfreut haben, und entdeckte selbst ein bestenfalls regional verbreitetes (nennen wir es mal diplomatisch) Mischgetränk auf der Getränkekarte. Das Festival und die Crew verstanden sich als Vermittler/in zweier Welten, und so wunderte es auch nicht, dass gegen Abend Jung und Alt aus den angrenzenden Dörfern mit dem Fahrrad oder Taxi zum Gelände fuhren, um gemeinsam mit den Festivalbesucherinnen und -besuchern zu feiern.

Neue Wege?

Wenn es dadurch gelingen sollte, auch nur wenige Jugendliche vom Land mit diesem vielfältigen, offenen und toleranten kulturellen Angebot abzuholen, dann erfüllt dieses Festival über den Selbstzweck hinaus auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Und so bleibt es zu hoffen, dass der mittlerweile fast ein Jahrzehnt andauernde Weg des Skandaløs im Jahr 2019 nicht am Ziel angekommen ist.

Denn leider wurde schon im Laufe des Festivals kommuniziert, dass es die letzte Ausgabe im  gewohnten Umfeld sein wird. Belastungen für Anwohnerinnen und Anwohner, die Auflagen für den Landschafts- und Naturschutz sowie infrastrukturellen Herausforderungen erfordern nämlich eine Neuplanung. So bleibt es zu hoffen, dass es dem Team gelingen wird, neue Wege zu ebnen, damit das nach den Worten der Schweizer Künstlerin Janine Cathrein, besser bekannt als Black Sea Dahu, „wirklich geile Festival“ auch spätestens 2021 wieder stattfinden kann!

Text: Stefan Magnussen / Fotos: Danilo Rößger

Weitere Bilder vom Skandaløs Festival 2019 bei Allerorts.de.

Applaus für das Skandaløs-Team.