Roskilde Festival 2023 – Hinein ins Orange Feeling

Freitag – Tag 3

Die Sonne ist wieder da. Ideale Gelegenheit für einen kleinen Abstecher auf den Campingplatz. Dieser nimmt größere Ausmaße an, als ich mir ausgemalt habe, aber ich habe ja Zeit. Interessant auch die Aufteilung: Von laut und dirty bis hin zu grün und leise wird hier jede Vorliebe bedient, und erstaunlicherweise funktioniert diese Aufteilung sehr gut. Klar, hier steht nirgends: “Seid auf diesem Platz bitte möglichst stressig und müllt alles voll”, aber bei Platznamen wie “Clean out Loud” oder “Get a Silent Spot” kann man sich schon vorstellen, wie der Hase läuft, sodass man sich unter seinesgleichen niederlassen und eine wunderbare Zeit haben kann. Oh, und einen Badesee gibt’s auch. Hübsch!

Blick auf einen der zahlreichen Campingplätze

Am späten Nachmittag gibt’s wieder auf die Ohren. Und das nicht zu knapp: Code Orange ist einer dieser Bands, die eher selten auf den Festivals spielen, die ich aktuell zu besuchen pflege. Deshalb sichere ich mir einen guten Platz für das Hardcore/Metalcore Geschrammel der US-amerikanischen Rabauken, die die Gaia Stage für eine Stunde in ein Dampfbad verwandeln und beobachte genüsslich den Moshpit. Guter Einstieg in den Tag – und holy shit, macht es Spaß, diese Band zu fotografieren!

Code Orange

Im Grunde genommen konzentriere ich mich heute aber nur auf einen Act: Rosalía – einer der gegenwärtig größten spanischsprachigen Popstars. Sie spielt heute kurioserweise nicht auf der größten Bühne, sondern in der Arena. Ich würde wohl sehr auf der FOMO-Welle reiten, hätte ich die parallel spielenden Blur nicht bereits gesehen – aber so kann ich es mir erlauben, schon zwei Stunden vor Konzertbeginn von Rosalía an der Bühnenseite zu warten, und zu schauen, ob ich überhaupt den Hauch einer Chance auf den Fotograben habe.

Wie zu erwarten bildet sich schon früh eine lange Menschenschlange aus Rosalía-Fans für den ersten Wellenbrecher. Mein Glück ist indes perfekt: Neben nur sieben weiteren Fotografen und Fotografinnen (vier an jeder Seite) finde ich mich eine Stunde später im Graben vor der zwei Meter hohen Bühne wieder und schaue zu, wie sich der vordere Bereich immer mehr mit frenetisch schreienden Youngsters füllt.

Warten auf Rosalía

Das Konzert selbst ist wie zu erwarten ein Banger, startete es doch mit drei Hits vom aktuellen Album Motomami, das Rosalía zur weltweiten Bekanntheit verhalf. Direkt danach werden wir aus dem Fotograben über den Backstagebereich nach draußen geleitet, damit wir die Arena weiträumig umgehen. “Der Umweg dient nur eurer Sicherheit. Da draußen wird die Hölle los sein”, höre ich einen Security noch vor dem Konzert sagen.

Auf dem Weg zurück zur Bühne dröhnt Blurs Girls & Boys von der Orange Stage herüber und fast fühle ich mich versucht, dort noch vorbeizuschauen. Aber Rosalía geht vor. Und die Prognose der Secus traf ein: Bei keinem Act zuvor habe ich die Arena-Stage so voll erlebt, die Stimmung ist aber bis ganz hinten bombastisch – ganz besonders natürlich bei den bekannteren Songs wie dem Tribut an The Weekends Blinding Lights.

Rosalía

Im Anschluss an diesen famosen Auftritt denke ich mir noch, dass ein Gig von Christine and the Queens bestimmt eine schöne Idee zum Ende des Tages wäre – aber Chris will wohl etwas zu genau wissen, wie sperrig eine konzeptuelle Performance nachts um zwei auf der Hauptbühne sein darf. Das erfordert einiges an Konzentration, die zu dem Zeitpunkt bereits über den Jordan ist. So ziehe ich vergleichsweise zeitig zurück zum Zelt, um für den letzten Tag noch etwas Schlaf zu tanken.

Zum Samstag