Reeperbahnfestival 2019

Indie-Helden und Twitter-Pop

Islandman (Donnerstag, 22:20; Prinzenbar)

Beim Stöbern durch die hunderten von Acts, die auf dem Reeperbahn Festival auftreten, waren Islandman schon beim ersten Reinhören ein Treffer: Infektiöser elektronischer Downtempo, der von der Hörmuschel übers Gehirn direkt ins Bein wandert. Beim Bandnamen dachten wir zunächst an einen DJ, doch es kam noch viel besser: Auf der Bühne stehen an diesem Abend drei Herren, die das Publikum auf einen elektronischen Trip rund um die Welt entführen. Am Ende scheint die gesamte Prinzenbar zu strahlen, so sehr freut sich jeder einzelne Besucher, der dieses Happening miterleben durfte. Also, wenn die drei nicht noch richtig durch die Decke gehen…

Islandman in der Prinzenbar (Foto: Danilo Rößger).

The Screenshots (Samstag, 20:10; Terrace Hill)

Die Band mit dem gewissen “extra” steht auf den Visitenkarten, die die Screenshots während ihres Konzerts verteilen. Vorbildlich! Schließlich geht es beim Reeperbahn Festival doch immer noch ums Netzwerken. Die Band verspricht nicht zu viel: The Screenshots sind unverschämt sympathische Krefelder, die unverschämt energiegeladene Powerpop-Hymnen mit unverschämt eingängigen Catchphrases schreiben. Drei Leute, drei Akkorde, Drei-Minuten-Songs – schön zu hören, dass diese Rechnung mal wieder so richtig aufgeht.

The Screenshots im Terrace Hill (Foto: Vanessa Tiede).

We Were Promised Jetpacks (Freitag, 22:50; Uebel&Gefährlich)

Wenn die vier Schotten zu einer Live-Show laden, ist dies ein Garant für einen wunderbaren Abend. Die aktuelle Tourankündigung versetzte Fans jedoch geradezu in Extase: Zum zehnjährigen Jubiläum spielt die Band ihr vielfach gelobtes Debütalbum These Four Walls in voller Länge – so auch auf dem Reeperbahn Festival. Die ersten Akkorde des Opener It’s Thunder and It’s Lightning sorgen beim Publikum bereits für wohlige Schauer und Gänsehaut, die in den folgenden 70 Minuten auch nur unwesentlich abebben sollte. Mit Songs wie dem Indie-Gassenhauer Quiet Little Voices oder dem acht-minütigen Keeping Warm mit seinen unverkennbaren Post-Rock-Elementen wird die gesamte Vielfalt des Albums dargelegt. Die gewohnt intensive Live-Show lässt die Beteiligten auf sowie vor der Bühne schlussendlich ausgepowert und freudestrahlend zurück.

Molotow, Backyard, nachts.
Der Molotow-Backyard bei Nacht (Foto: Vanessa Tiede).