Reeperbahnfestival 2019

Zwischen Einigkeit und Polarisierung

RVG (Donnerstag, 22:50; Molotow Club)

Mit leichtem Schwips stolpern wir zu unserem allabendlichen Anlaufpunkt, dem Molotow. Dass uns dabei mit RVG eine Band vollkommen unerwartet überzeugt, macht es umso besser. Ein wenig Post-Punk, ein wenig Indie und die raue und laute Stimme der Sängerin Romy Vager füllen das Molotow komplett aus. Teilweise stimmlich fast in Bereiche à la Touché Amore eintauchend sind RVG ein absolutes Highlight des Reeperbahn Festivals 2019.

Someone (Mittwoch, 23:25; Karatekeller)

Nachdem wir Someone das erste Mal auf dem diesjährigen Eurosonic Festival entdeckt und gefeiert haben, sind wir auch dieses Mal wieder hin und weg von dieser wunderbaren Melange aus Art Pop und Psych Rock. Mit vielen neuen Songs im Gepäck erobert sie die Herzen des winzigen Molotow-Karatekellers im Sturm. Die Enge und Unmittelbarkeit der Location kommt auch der Band auf der kleinen Bühne zu Gute, die sichtlich ihren Spaß am Jammen hat. Festivalact der Herzen. Und das schon am Mittwoch.

Konzert Someone Karatekeller
Someone im Karatekeller (Foto: Danilo Rößger).

Winterbourne (Donnerstag, 19:45; St. Pauli-Kirche)

Kirchenkonzerte sind auf dem Reeperbahn Festival immer etwas ganz Feines, weil die Akustik die Interpreten zu ungeahnten Höchstleistungen anspornt. Wenn dann auch noch zwei so stimmgewaltige Musiker wie Winterbourne vor dem Altar stehen und Indiefolk-Songs ihres frisch erschienenen Debüts halbakustisch durch die Kirche schmettern, dann bleibt dem Publikum gar nichts anderes übrig, als ehrfürchtig auf die Knie zu gehen. Absolut versierter Gig, und das auf ihrem ersten Deutschlandbesuch. Winterbourne, wir werden uns wiedersehen!

Winterbourne Konzert
Winterbourne in der St. Pauli-Kirche (Foto: Vanessa Tiede).

Mid City (Freitag, 00:10; Molotow Club) Achtung: umstrittene Einzelmeinung

Ich habe wohl noch nie eine Band gesehen, die so sehr polarisiert. Dabei fing alles so verheißungsvoll an. Im Voraus bin ich nämlich nicht der Einzige, der absolut angetan vom Sound der Band ist. Nur wenige bringen den Indie der 2000er so souverän in die Jetztzeit wie Mid City. Das Debüt von Billy Talent anyone? Im Laufe des Gigs lichtet sich das Publikum im zunächst sehr vollen Molotow-Club jedoch merklich. Die meisten, so erfahre ich später, waren sichtlich überfordert vom Sänger, der sich in Gedanken bereits in den Stadien der Welt wähnt. Für viele war’s wohl eine Spur too much. Für mich war’s einfach ne geile Show.