Freitag: Birdy covert, Franz Ferdinand laden zum Tanz
Auch am Freitag setzt sich das gute Wetter durch. Es wird zwar etwas kälter, bleibt aber sonnig und angenehm. Das bietet den perfekten Rahmen für entspannte Konzerte von Get Well Soon und Dear Reader. Beide betten sich angenehm in den Nachmittag ein und ziehen die Besucher des A Summer’s Tale in die Nähe der Bühnen.
Ernster wird es beim Auftritt Conor Oberst, seines Zeichens Kopf der fast schon mythischen Indie-Folk-Band Bright Eyes. Auch Solo schafft Oberst es, den gewissen Zauber der Bright-Eyes-Songs zu vermitteln. Seine Solosongs schließen sich nahtlos an, die volle Bandbesetzung steht den Stücken – ob alt oder neu – sehr gut.
Trotz der sonst sehr ruhigen Natur schaffen Conor Oberst und seine sechsköpfige Band es, sie in einem energiegeladenen Auftritt ins Publikum zu tragen. Ganz anders leider bei Von Brücken. Die Band um Ex-Jupiter Jones- Frontmann Nicolas Müller spielt eine einstudierte Choreographie ihres Formatradiopops herunter. Höhepunkte sind dabei Fehlanzeige.
Während sich langsam die Abendsonne einstellt, die ersten Kleinkinder in die Zelte verschwinden und sich die Atmosphäre dadurch etwas beruhigt, spielt die Britin Birdy auf der Hauptbühne. Ihre ruhigen, klavierbetonten Songs schaffen es nicht ganz aus dem Schatten ihrer Stimme zu treten, die das Hauptmerkmal ihrer Auftritte bleibt.
Lust, mit uns über Festivals zu diskutieren? Komm ins Forum
Die Mischung aus Covern von Kate Bush, Bon Iver oder The Naked and Famous mit ihren eigenen Songs weiß zwar durchaus zu gefallen. Es kommt insgesamt aber nicht darüber hinaus, dass Birdy zwar mit ihrer sehr schönen Stimme alleine Atmosphäre schaffen kann, ihr Songwriting aber nicht das Niveau erreicht, das die Originale auszeichnet. Dennoch: Ihre Interpretation von The Nationals “Terrible Love” schafft Gänsehaut.
Zum Abschluss der Zeltbühne geben sich heute The Notwist die Ehre. Die oberbayerische Indie-Band, mutmaßlich die beste englischsprachige Band, die je aus deutschen Gefilden in die Musikwelt kam, zementiert ihren Status als fantastischer Live-Act. Die vielschichtigen Instrumentalparts bauen sich zu einer dichten Wall of Sound auf, die die Stimme von Frontmann Markus Archer einrahmt.
Die Songs, hauptsächlich vom aktuellen Live-Album “Superheroes, Ghostvillains and Stuff” sind im Gegensatz zu ihren Originalversionen noch verspielter und verfrickelter und machen dadurch noch mehr Spaß. Hier steht eine Band auf der Bühne, die nicht nur Spaß an ihrem Schaffen hat, sondern durch und durch in ihren Auftritt eintaucht.
Vielleicht die größte Zuschauerzahl ziehen die Schotten Franz Ferdinand vor die Bühne. Die Vorreiter der als “School of 2005” bekannten, britischen Indie-Rock-Welle, sind zum ersten mal seit drei Jahren wieder in Deutschland. Auch sie spielen hier landesweit ihren einzigen Auftritt. Viel verändert hat sich dabei nicht: Die Hits zünden nach wie vor, zum ersten Mal an diesem Wochenende tanzen mehr als ein paar vereinzelte Menschen.
Man kennt die Songs schließlich seit nunmehr über zehn Jahren Indie-Disko und auch die vier neuen Stücke bewegen sich nicht all zu weit vom musikalischen Fundament weg. Ein kurzweiliger, aber gelungener Auftritt einer Band, die ihre besten Jahre zwar hinter sich, aber ihren Appeal konserviert hat. Nur, dass man auf einem Festival mit einem Altersdurchschnitt um die vierzig keine In-die-Hocke-gehen-Mitmachspielchen mehr spielen sollte, müsste jemand Alex Kapranos mal sagen.