Das Hurricane zieht sich wie ein roter Faden durch das musikalische Leben vieler unserer User. Etliche haben ihre ersten Livemusikeindrücke im norddeutschen Ödland gesammelt, um von dort aus verschiedenste kleinere und größere Festivals jeglicher Musikrichtungen in ganz Europa zu erkunden. Die meisten entfernten sich vom Eichenring, ähnlich wie sich auch der Musikgeschmack änderte. Besuchte man dann doch mal wieder Scheeßel, machte sich Kritik breit, die sich schnell verselbstständigte. Abifahrtspublikum, anstrengende Musik und überhaupt, so gut wie 2007 kann das LineUp eh nicht mehr werden. Dann kommt das Hurricane 2019 und auf der Rückfahrt im Metronom, The Cure auf den Ohren, fragt man sich, ob man dem Festival nicht lange Zeit unrecht getan hat.
Klar: Es gibt offensichtliche Kritikpunkte, die man auch gar nicht schönreden möchte. Teile des Publikums sind aus einem Verständnis von Festivals als Orten des respektvollen miteinander Feierns nicht vertretbar. Ein Großteil davon findet sich 2019 auf dem Wohnmobilcampingplatz, jedes zweite Fahrzeug verfügt über Boxen, die das ganze Gelände beschallen und Sexismus ist an der Tagesordnung. Gratis Trichter für heiße Mäuse – nur ein Beispiel für dumpfes Machogehabe, bei dem einem der morgendliche Pizza Donut wieder hochkommt. Aber war das jemals anders? Das wage ich zu bezweifeln. Okay, früher haben diese Leute vielleicht noch auf dem normalen Campingplatz gecampt, jetzt mieten sie sich einen Transporter, packen die dickste Box ein und belästigen alle normalen Besucher mit den Böhsen Onkelz oder Frei.Wild. Das lief früher über die batteriebetrieben CD-Player auf Mordor. Deshalb sollte man, besonders für das eigene Gemüt, diesen Menschen nicht zuviel Beachtung schenken, was bei einem “Kein Diesel ist illegal”-T-Shirt jedoch wirklich schwer fällt.
Doch auch hier fällt eine positive Veränderung auf: Fast die Hälfte des jenseits der Straße liegenden Hauptcampingplatzes ist inzwischen Green Camping. Das Konzept von Rücksicht, Ruhe und Recycling überzeugt anscheinend immer mehr Menschen. Und am Montag ist dieser Teil des Zeltplatzes wundervoll sauber. Selbst bei einem Major Festival wie dem Hurricane scheint sich also ein Ende der Rücksichtslosigkeit abzuzeichnen. Hier haben die Veranstalter klug gegengesteuert.
Widmet man sich lieber den etlichen schönen Aspekten des Festivals, denn die gab es dieses Jahr zuhauf. Dazu gehört beispielsweise der Combi, der seinen Supermarkt-Vorgängern der letzten Jahre in nichts nachstand und sogar hier und da das gute Sortiment weiter ausgebaut hat. Aber auch die vielen sauberen Sanitäranlagen sind in Erinnerung an vor zehn Jahren wirklich eine Erwähnung wert. Fast keine Schlangen, weder beim Duschen noch bei den Wassertoiletten.