Rocken am Brocken 2019: Es bebt der Fichtenwald

Feiern im Naturschutzgebiet – geht das?

Das Festival zeichnet sich durch seine hohe Verbundenheit zur Natur aus. Durch die Lage in einem Naturschutzgebiet ergeben sich dadurch besondere Verpflichtungen, nicht nur während des Festivals, sondern auch im Vorfeld. So setzten die Helferinnen des Festivals bereits im April einige hundert Setzlinge, um ihren Beitrag zur Aufforstung des Harzes zu leisten. Dies sichert nicht nur den Fortbestand der umliegenden Landschaft, sondern schlussendlich auch den des Festivals.

Im Wald arbeitende Menschen
Schneegestöber während der Aufforstungsarbeiten der Festivalcrew im April 2019
(Foto: Rocken am Brocken Festival)

Gerade im Zuge der aktuellen Umweltdebatte erhält das Thema Nachhaltigkeit von Festivals eine neue Welle der Aufmerksamkeit. Für das Rocken am Brocken steht die Thematik seit jeher im Fokus. Dem umweltbewussten und auf Müllvermeidung bedachten Festivalfans stellen sich dabei Herausforderungen, schließlich sind Dosenbier und Grillen kaum von Festivals wegzudenken und schwerlich zu ersetzen. Obwohl man den Besucherinnen und Besuchern am Brocken generell ein hohes Umweltbewusstsein unterstellt, müssen auch wir dieses Jahr miterleben wie in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ein Camp als desaströse Müllhalde hinterlassen wird. Die Mehrzahl der Gäste, ob intrinsisch oder durch den monetären Anreiz des Müllpfands motiviert, ist dagegen bemüht, ihr Camp so sauber wie möglich zu hinterlassen. Neben der Rücksichtslosigkeit gegenüber der Umwelt, ist dieses Jahr auch Vandalismus seitens der Gäste zu beklagen. Die Veranstalter bedauern im Nachgang des Festivals den Umgang mit dem liebevoll verzierten Festivalgelände und zeigen sich fassungslos. Das Verhalten einiger Weniger auf einem sonst so friedvollen Festival lässt einen ungläubig zurück.

 

Fahne mit Botschaft
Rocken am Brocken – das heißt auch klare Statements für eine offene Gesellschaft (Foto: Thorsten Friedrich)

Bühne mit Sängerin
Christine Börsch-Supan, Frontfrau von Hope (Foto: Thorsten Friedrich)

Deutsche Newcomer und internationale Indieperlen

Der Samstag bietet mit Hope, Whitney, The Holy und The Districts Highlights, die die Indieherzen höher schlagen lassen. Letztere holen ihren Auftritt sogar noch um 02:30 Uhr nach, nachdem dieser am Nachmittag wegen einer Flugverspätung ausfallen musste. Die hilfsbereiten Securities im Graben sind dabei den ganzen Tag über bestens über den aktuellen Stand zur Neuansetzung informiert. Die Frauen und Männer setzen mit der Auslegung ihres Jobs erneut hohe Maßstäbe für die Branche, sorgen sie doch für einen reibungslosen Ablauf vor der Bühne, feiern mitunter sogar mit und erhalten somit verdientes Lob der Anwesenden auf und vor den Bühnen.

Musikalisch besonders angetan sind wir an diesem Tag von The Holy. Zu siebt sorgt die Band mit ihren zwei Schlagzeugen, unterstützt von Geige, Bass und Gitarren, für eine mächtige Klangwand und verzaubert uns mit ihrem Sound irgendwo zwischen Arcade Fire und dem Post-Punk der White Lies. In Festival-Community-Kreisen werden die Live-Qualitäten der Finnen nicht umsonst schon länger sehr geschätzt.

Band auf Bühne
Für uns das Highlight der diesjährigen Ausgabe: The Holy aus Finnland (Foto: Thorsten Friedrich)

Nicht unerwähnt bleiben darf außerdem der Auftritt der deutschen Newcomer The Screenshots. Beim deutschsprachigen Gitarrenrock der drei Krefelder, von Böhmermann gefeiert und im Feuilleton der Zeit angekommen, liegt der reflexartige Vergleich zu Tocotronic so nah und doch so fern. Für uns ein weiteres Highlight des Festivals.

Während das Festival in den vergangenen beiden Jahren einen recht hohen Anteil an deutschen Dauertourern enthielt, sind Indiebands aus Übersee des Kalibers von The Districts und Whitney wunderbar abwechslungsreiche Buchungen. Und trotzdem haben wir auch den Auftritt der Wahl-Berliner von Frittenbude genossen, von deren Bühnenqualitäten wir uns am Samstagabend einmal mehr überzeugen konnten. Zuvor gab es mit Welshly Arms bereits Stadion-Pop/Rock in der Tradition von Imagine Dragons. Diese Acts zu bekommen ist für solch ein kleines Festival wie das Rocken am Brocken keine Selbstverständlichkeit und spricht einmal mehr für das gute Händchen des Bookings.

Unsere besten Festival-Berichte im Magazin

Angesichts dieser wunderbaren Ausgabe ist es nicht verwunderlich, dass die Tickets für die nächste Auflage vom 30.07.-01.08.2020 bereits heiß begehrt sind. Das Rocken am Brocken hat eine treue Fangemeinde, zu der wir uns – ohne Frage – auch zählen!

TFr

Mann am Schlagzeug
Whitney aus den USA (Foto: Thorsten Friedrich)