Appletree Garden 2019 – Land unter in Diepholz

Im schönen Diepholz, einer kleinen niedersächsischen Stadt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, findet jährlich das Appletree Garden Festival statt. Dieses Jahr ist es bereits die 19. Ausgabe, die vom 01. bis zum 03. August stattfindet. Zwischen Bäumen und Lichterketten tanzen 5000 Besucher zu einem bunt gemischten Line Up aus aufstrebenden Newcomern und langjährig etablierten Interpreten aus Genres wie Indie, Folk, Rock, Electro und Pop. 

Neben dem Bühnenprogramm werden auch weitere Aktivitäten geboten wie Yoga, Dance Workshops, Zirkus, Lesungen und ein Fußball-Turnier. Daneben gibt es in Diepholz selbst noch ein Freibad und eine Minigolfbahn, die vom Festival aus leicht zu Fuß oder per Bimmelbahn zu erreichen sind. Genug zu tun also, um von Donnerstag bis Samstag beschäftigt zu sein.

Der Eingang zum Festivalgelände (Foto: Vanessa Tiede)
Das Spiegelzelt
Das Spiegelzelt (Foto: Vanessa Tiede)

DONNERSTAG

Der Campingplatz öffnet auf die Minute genau um 12 Uhr seine Pforten.

Schnell ist ein schönes Plätzchen gefunden, die Zelte sind aufgebaut und so dauert es nicht lange bis das erste Bier geöffnet werden kann. Viel Zeit zum Verweilen im Campingstuhl bleibt allerdings nicht, da das Bühnenprogramm bereits um 16 Uhr beginnt und wir auf keinen Fall den Auftritt von CHILDREN im Spiegelzelt verpassen wollen, die uns mit ihrer Interpretation von Future Retro Pop verzaubern. 

Nach einer kurzen Verschnaufpause am Camp ziehen uns die großartigen Auftritte von Fil Bo Riva und Kerala Dust wieder aufs Gelände. Unser Tageshighlight war jedoch Franc Moody, eine Londoner Band, die mit ihrem Mix aus Funk, Disco, Pop den Spirit der 70er Jahre auf das Festivalgelände bringt. Kaum jemand kann still stehen bleiben, und auch wir packen unsere besten Dance-Moves aus.

Neben der Hauptbühne, der Waldbühne und dem Spiegelzeit, gibt es noch einen weiteren Bereich auf dem Festivalgelände: den Spielplatz. Dabei handelt es sich um ein zur Stage ausgebautes Baumhaus, in dem der Rostocker DJ Jan Oberländer am ersten Abend auflegt. Und so tanzen wir auch dort noch eine Weile, bis uns die Kräfte ausgehen und wir müde in unsere Zelte fallen.

Tanzen unter Bäumen und Lichterketten (Foto: Vanessa Tiede)
Morgenstimmung auf dem Campingplatz (Foto: Vanessa Tiede)

 

FREITAG
Der Morgen dämmert. Während die ersten Sonnenstrahlen durch die Baumkronen und den leichten Nebel drängen, ist es noch Mucksmäuschenstill auf dem Campingplatz. 

Doch kaum sind alle in unserem Camp wach, werden schnell die Schwimmsachen eingepackt. Unser Ziel ist die Bimmelbahn, die ab 8 Uhr regelmäßig zum Freibad fährt. Dort holen wir uns nicht nur eine Erfrischung im kühlen Nass und eine gründliche Dusche, auch gibt es hier einen Kiosk mit Frühstück für jeden Geschmack: Die einen starten in den Tag mit Currywurst, Pommes und Radler, die anderen mit geschmierten Brötchen und Kaffee.

Nach einigen Stunden Planschen und Sonnen geht es zum nächsten Programmpunkt: Minigolf. Direkt neben dem Freibad ist eine kleine Minigolfbahn, deren Betreiber uns mit gegrillten Bratwürsten und reichlich Alkohol versorgen. Anschließend machen wir uns auf einen gemütlichen Spaziergang durch das Zentrum von Diepholz, zurück zum Campingplatz mit Abstecher in den örtlichen Supermarkt.

Mit der “Jan-Spieker-Bahn” auf dem Weg zum Freibad (Foto: Vanessa Tiede)

 

Zurück auf dem Campingplatz haben wir nur wenig Zeit, um unterm Pavillion zu verweilen. Ab 16 Uhr stehen nämlich sowohl der Auftritt des mit Spannung erwarteten “Special Guest” auf der Waldbühne als auch Pip Blom im Spiegelzelt bevor. 

Der diesjährige Special Guest ist … trommelwirbel … AnnenMayKantereit. “Marie, Marie, Marie” schallt es über die Lichtung und jeder Fan, der nicht bereits vor der Waldbühne steht, eilt mit Freudenschrei voraus nun schnellstens dorthin. 

Währenddessen sorgt aber auch die niederländische Band Pip Blom im ebenfalls gut besuchten Spiegelzelt mit Indie-Rock für gute Stimmung.

Special Guest AnnenMayKantereit auf der Waldbühne (Fotos: Vanessa Tiede)

 

Während sich am Horizont die ersten Gewitterwolken blicken lassen, geht für uns erstmal zur Hauptbühne, wo der Auftritt eines unserer musikalischen Highlights bevorsteht: Whitney. Eine Indieband aus Chicago, deren entspannte Musik zu goldenem Sonnenschein eines lauen Sommerabends passt. Die Realität sieht an diesem Tag leider etwas anders aus: Die Wolken werden zunehmend von Blitzen durchleuchtet. Wir haben dennoch Spaß beim Auftritt, auch weil die Euphorie meine Angst vor Gewitter überstrahlt. 

Kurz vor Ende des Konzertes setzt dann doch noch der Regen ein, der sich zu einem handfesten Wolkenbruch entwickelt – so stark, wie wir ihn bisher selten auf einem Festival erlebt haben. So müssen Whitney vor dem letzten Song abbrechen, ehe das gesamte Festivalgelände evakuiert wird. Auf dem Campingplatz dauert es nicht lange, bis man knöcheltief im Wasser steht. Es bleibt kaum aus, dass auch viele Zelte geflutet werden. Für jeden, der keinen trockenen Schlafplatz mehr hat, wird rasch eine Turnhalle als Notunterkunft inklusive Shuttlebussen eingerichtet. Nach zwei bis drei Stunden ist der Regen vorüber und auch die großen Pfützen sind schnell versickert. Unserer guten Laune kann der Regen nichts anhaben und bis auf unsere Schuhe sind wir weitestgehend trocken geblieben. 

Das restliche Programm, unter anderem mit Bonaparte und Käptn Peng, kann im Spiegelzelt fortgesetzt werden. Lediglich Hundreds und Tamino müssen ihre geplanten Auftritte absagen. Bis um 4 Uhr morgens rüttelt uns der Bass aus dem Spiegelzelt im Halbschlaf durch, da unser Camp nur wenige Meter entfernt ist. Fluch und Segen der kurzen Wege auf dem Festival.

 

Whitney aus Chicago – Die Ruhe vor dem Sturm (Foto: Vanessa Tiede)
Land unter auf dem Campingplatz (Foto: Mirko Wolf)

 

SAMSTAG

Am Samstagmorgen sieht es fast so aus, als wäre nichts passiert. Die Hauptwege auf dem Campingplatz sind vom Regen zwar noch etwas aufgeweicht, doch sonst nimmt alles wie geplant seinen Lauf.

Für uns sieht der Vormittag genau so wie am Vortag aus: Freibad, Minigolf, Supermarkt. Inzwischen scheint auch die Sonne wieder und das Programm auf den Bühnen bietet heute erneut einige Must-Sees für uns. Das erste davon ist das deutsch-luxemburgische Trio Say Yes Dog, mit tanzbaren Elektro-Pop und Melodien, die im Ohr bleiben. 

Anschließend spielen Giant Rooks auf der Hauptbühne. Die fünfköpfige Alternative-Pop Band aus dem westfälischen Hamm wird momentan als der “heißeste Newcomer des Landes” gehandelt und spätestens, wenn man sie einmal live gesehen hat, wird einem klar, weshalb ihnen dieser Ruf ihnen vorauseilt. Dabei haben sie noch nicht mal ein Debütalbum veröffentlicht. Die Jungs beherrschen ihr Handwerk perfekt und hauen uns regelrecht vom Hocker. Wir sind uns da ganz sicher, dass Giant Rooks in wenigen Jahren auf dem Headliner-Slot wieder zu sehen sind.

Nun steht auch schon das letzte aber lang erwartete Highlight für uns bevor: Balthazar. Die Belgier haben dieses Jahr ihr viertes Album namens Fever veröffentlicht. Der unverwechselbare, lässige Sound der Indie-Band bringt jeden dazu, an diesem Wochenende das letzte Mal das Tanzbein zu schwingen und laut mitzusingen.

Giant Rooks auf der Hauptbühne (Foto: Vanessa Tiede)

 

Und nun schwelgen wir in Erinnerungen und wünschen uns, dass wir das Ganze direkt noch einmal erleben können.

Das Appletree ist für uns die bessere Alternative zu großen Festivals. Hier verbringt man nicht einen Großteil der Zeit damit, von Bühne zu Bühne zu eilen, und auch steht man durch das überschaubare Line-Up nicht vor dem Dilemma zahlreicher Überschneidungen. Die familiäre Atmosphäre und das liebevoll gestaltete Festivalgelände zwischen Bäumen bieten Platz zum relaxen, so dass man auch mal Bands ganz entspannt aus dem Hintergrund lauschen kann, während man in einer der zahlreichen aufgespannten Hängematten liegt.

Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr! Dann nämlich feiert das Appletree Garden Festival sein 20-jähriges Jubiläum – und bietet vom 30. Juli bis zum 01. August wieder drei wundervolle Tage, die sicherlich wieder viel zu schnell vorbei gehen werden.

Auf der zweiten Seite gibt es noch ein paar visuelle Eindrücke unserer Highlights.

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