Regen, Wind und Gewitter im Wechsel – und das auch noch Ende Juni, wo doch eigentlich gerade der Sommer begonnen hat? Das war beim Hurricane Festival 2017 rund 70.000 Festivalgängern/-innen mal wieder herzlich egal. Warum auch, wenn man sich drei Tage lang auf dem Scheeßeler Eichenring bei rund 100 Bands austoben kann – von Green Day über Lorde bis hin zu den mächtigen Kassierern.
Doch der Reihe nach: Zunächst war wieder mal aller Anfang schwer. Eigentlich sollten die Campingplätze schon um 11.00 Uhr Tür und Tor öffnen. Ein schweres Gewitter verhinderte dies jedoch mit allem, was ihm zur Verfügung stand. Eine komplett schwarze Wolkenfront kam auf Scheeßel zu, weshalb einige der Hallen im nahegelegenen Gewerbegebiet als Notunterkünfte genutzt wurden. Aber auch in fremden Autos oder sporadisch aufgebauten Wurfzelten wurde Schutz gesucht, bis der Sturm vorüber war.
Nach gut 20 Minuten war der Spaß vorüber, der Boden matschig, die Zelte von Mein-Zelt-steht-schon (?!) über das Gelände verteilt. Es bildeten sich die schon bekannten langen Schlangen vor den Einlässen und auch der Rückstau um Scheeßel herum hatte es in sich. Besonders die Einlass-Situation ließ erneut zu wünschen übrig, die Taschenkontrollen wirkten willkürlich und eine Wasserversorgung für die Leute, die knapp drei Stunden bei brennender Hitze warten mussten, war nicht vorhanden.
Diskussionen, Bewertungen & Co.: Im Hurricane/Southside-Forum
Dass die Bahn zu allem Überfluss ab dem Nachmittag nur noch sporadisch, bzw. aus Richtung Hamburg gar nicht mehr unterwegs war, kann man Veranstalter FKP Scorpio sicherlich nicht ankreiden – zumal die Kommunikation wie schon im so schwer geplagten Vorjahr vorbildlich war. Trotzdem warfen die Wetter-Ereignisse einen kleinen Schatten auf den Anreise-Tag, der zugleich ja so oft auch einer der ausgelassensten Party-Tage ist.
Aber seien wir ehrlich: Im Gedächtnis bleibt das ja nun nicht. Die gute Zeit im Anschluss schon viel eher. Und die gab es. Für einige Foren-Mitglieder/innen schon bei der WarmUp-Party in der White Stage am Donnerstagabend, wo u.a. zu Moop Mama und Montreal die ersten (eher zehnten) Kaltgetränke genommen worden. Community-Redakteur Marius, der sich eigentlich auf die Bahn verließ und kurzfristig dann doch noch eine späte Mitfahrgelegenheit fand, hatte es zu diesem Zeitpunkt immerhin auch schon geschafft, sein Zelt aufzubauen und sich unter den Pavillon zu setzen. Für die nächsten Stunden bis Sonnenaufgang.
Am Freitag war dann schnell und gut sichtbar, was das Wetter am Vortag so angerichtet hatte. Besonders das Areal um den (großartigen) Penny-Markt war idealerweise nur noch mit Gummistiefeln zu betreten. Aber wie schon gesagt: Das ist Hurricane.
Skinny Lister eröffnen, SXTN reißen ab, Green Day spalten
Die Pforten zum Gelände öffneten sich am Nachmittag und auf der Green Stage wurde das Festival von denen im Forum beliebten Folk-Punkern von Skinny Lister eröffnet – mit viel Tanz und einer gehörigen Portion Rum. Geht einfach immer.
Im Anschluss gab es erst einmal Zeit, sich das Hurricane-Gelände genauer anzuschauen: Neben den üblichen Sponsoring-Ständen von H&M, Jack Daniels & Co. gab es auch 2017 wieder eine feine Auswahl an Food-Ständen sowie ausreichend Bars, so dass man eigentlich nie viel zu lang warten musste. Das kulinarische Angebot erstreckte sich dabei von der klassischen Bratwurst über einige Burger-Stände, u.a. in den so beliebten Foodtrucks, die um die Blue Stage herum aufgebaut waren, bis hin zu Falafel, Handbrot oder Flammkuchen. Von fleischig bis vegetarisch war eigentlich für jeden etwas Gutes dabei. 7 Euro für die kuriose Erfindung Lachsdöner sind sicherlich nicht wenig, aber wenn man ehrlich ist, freut man sich doch, wenn man so eine große Auswahl geboten bekommt.
Gleichzeitig gab es aber auch noch Musik zu hören: Etwa SXTN, die die Red-Stage ordentlich abrissen, aber auch den ein oder anderen etwas verstört zurückließen. Dass sie so viel Zuspruch bekamen, wird auch daran gelegen haben, dass mit Haftbefehl das Parallelprogramm wegen einer Polizeikontrolle ausgefallen ist. In der Folge bereiteten die Hurricane-Dauerbrenner wie Frank Turner oder Flogging Molly das Publikum auf das Tageshighlight, Green Day, vor.
Die Punk-Legenden bekamen mit zweieinhalb Stunden den längsten Slot des Festivals, konnten also ihr ganzes Repertoir zum Besten geben. Dennoch, die Bewertungen sind zwiegespalten. Für die einen war es ein tolles Konzert mit allen Songs der Jugend und einer perfekten akustischen Zugabe (“Wake Me Up When September Ends” und “Good Riddance (Time Of Your Life)”. Für die anderen war der Sound daneben, die Ansagen und Fans auf der Bühne vollkommen überflüssig und der Auftritt an sich ein Reinfall. Da scheiden sich die Geister.