Der Popsalon – Ein Sprungbrett für Newcomer

Der folgende Freitag stand trotz seriösem Verzicht auf die Aftershowparty am Donnerstag ganz im Zeichen der Erschöpfung. So war es nicht verwunderlich, dass das erste Konzert in der Kleinen Freiheit, Bloodhype, nicht ganz zu überzeugen wusste. Die pompösen Synthpop-Stücke bewegten sich auf der Bühne sehr nah am Stadionrock und obwohl immer wieder Assoziationen zu The Killers oder The Cure aufkamen, konnten uns die Berliner nicht ganz in ihren Bann ziehen. Ähnlich sah es daraufhin bei Jungstötter aus. Für die ruhige, reduzierte, melancholische Musik um den ehemaligen Sänger von Sizarr waren sowohl wir, als auch das gesprächige Publikum in der Kleinen Freiheit nicht bereit. Somit beschlossen wir nach ein paar Songs einen Blick in den Bastard Club zu werfen. Dort trat Rolf Blumig mit Band auf, dessen Songs an Acts wie The Düsseldorf Düsterboys erinnert. Aber auch hier scheinen wir nicht das richtige Mindset mitgebracht zu haben, da uns erst die letzteren, eingängigeren Lieder wirklich überzeugen konnten, während die ersten Stücke musikalisch zu abrupt abgebrochen wirkten. Musik, für die man nun wirklich in der richtigen Stimmung sein muss. Als sich ein wenig Enttäuschung über den qualitativ etwas abfallenden Freitag breit machte, kamen Sharktank genau richtig. Die Wiener boten genau den tanzbaren, verträumten und vielseitigen Abschluss, den wir brauchten. Irgendwo zwischen Pop, Hip Hop und Indie sorgten sie für einige Ohrwürmer und beeindruckten das euphorische Publikum in der Kleinen Freiheit. 

Sharktank beim Popsalon in Osnabrück
Sharktank in der Kleinen Freiheit (Foto: Lewis Wellbrock).

Samstag, der Abschlusstag. Für viele ging es primär um die Frage: Lohnt sich Betterov so sehr, dass man dafür die Überschneidung mit sage und schreibe sechs anderen Acts in Kauf nimmt? Wir entschieden uns recht schnell dafür, ihn in diesem Sommer beim Appletree Garden anzuschauen und dafür Brockhoff beizuwohnen. Sie spielte nunmehr zum zweiten Mal beim Popsalon, nachdem sie im letzten Jahr schon für Far Caspian in der Lagerhalle eingesprungen ist. Wie schon Philine Sonny am Donnerstag, konnte uns die Hamburgerin auf der großen Bühne überzeugen. Während Sonnys Musik ein wenig ruhiger ist, bedienen sich Brockhoffs Lieder stärker klassischen Indie-Klängen und orientieren sich dabei an Genre-Größen wie Soccer Mommy. Tanzbare, eingängige Gitarrensongs, die im Vergleich zu ihrem Auftritt beim Appletree Garden im letzten Sommer weitaus routinierter wirken. Ein tolles Konzert! 

Brockhoff beim Popsalon in Osnabrück
Brockhoff im Haus der Jugend (Foto: Lewis Wellbrock).

Eigentlich sollten die letzten beiden Konzerte dann Bilbao und Drens in der Kleinen Freiheit sein. Es kommt so anders als man denkt. Nachdem Bilbao leider krankheitsbedingt abgesagt werden mussten, übernahmen Les Big Byrd deren Slot. Nicht ohne Vorbehalt betraten wir die Kleine Freiheit, wirkten die Schweden doch zunächst optisch wie eine 70’s Psychedelic-Rockband. Zwar fanden sich die ein oder anderen verspielteren Gitarren-Klänge, ansonsten lieferten sie jedoch astreinen Indie-Rock. Eine schöne Überraschung. Und eigentlich auch ein guter Voract vor Drens, hätten wir uns nicht entschieden, noch einmal kurz im Bastard Club bei Salò vorbeizuschauen. Denn aus kurz wurde lang und der Wiener, der laut Pressetext  „(…) Musik für Hundestreichler*innen, Arbeitsverweigernde und alle, die sonst noch Gefühle haben”, macht, wurde zu unserem Festivalhighlight. Auf der Bühne nur Salò selbst und sein Laptop, an dem er die Instrumentals seiner Songs eigenhändig abspielte. Ein durchaus unauffälliger Aufbau, der den Auftritt noch atemberaubender macht. Selten haben wir eine solche Bühnenpräsenz sehen dürfen, die sich durch die nicht-vorhandene Liveband nochmal potenzierte. Ein wenig, als würde Joe Talbot ein Austro-Pop-Indie-Punk-Projekt starten. Fantastisch! Es kommt so anders als man denkt, Herz vergeben, Herz verschenkt. An Salò! 

Salò beim Popsalon in Osnabrück
Salò im Bastard Club (Foto: Lewis Wellbrock).

Leicht beschwipst und überglücklich ging es dann noch zur inoffiziellen Aftershowparty yesterdaysnewsoftomorrow, eine Mischung aus Wave, Synth und Italo-Disco, in die Hallen der legendären Kegelbahn des Osnabrücker Hubertuskellers. Ein wunderbarer Abschluss für ein tolles Wochenende, das noch einige Tage später in den Knochen stecken wird.