UT Connewitz und die Idles – das passt
Da wäre einerseits das fantastische UT Connewitz, ein ehemaliges Kino, das mit seinen hohen Decken und dem charmanten Stuck wahrscheinlich zu den schönsten Locations Deutschlands gehört. Obwohl auch dieser Gig ausverkauft war, blieb überall genug Platz zum Tanzen, Moshen und Biertrinken, ohne Nebenstehenden das Konzert zu versauen. Und überhaupt wirkte das leipziger Publikum aufgeschlossener und entspannter. Hier war schon während der beiden Vorbands Pigeons und JOHN alles angerichtet für einen tollen zweiten Konzertabend.
So haben das wohl auch die Idles gesehen, die während ihres Sets spielfreudiger als am Vortag wirkten und sich schon früh für die Chance bedankten, in diesem wunderschönen Konzertsaal spielen zu dürfen. Dass der Verein, der hinter dem UT Connewitz steht, komplett ehrenamtlich arbeitet und zu den Überzeugungen der Band passt, steht eh außer Frage. Ob Ablehnung des Brexit, Kampf gegen Faschismus oder überzeugter Feminismus, all das spielt in den Songs der Band sowie den Ansagen des Frontmanns Joe Talbot eine große Rolle. Umso schöner dürfte es für die Briten sein, wenn ein Publikum so textsicher diese politischen Ansichten unterstützt wie an diesem denkwürdigen Abend im UT Connewitz. Ob mit Demaskierung der Männlichkeit in “Samaritans”, dessen Zeilen wie “This is why you never see your Father cry” auch Tage nach dem Konzert noch dauerhaft durch unsere schwirren, oder dem geradeaus humanistischen “Danny Nedelko”, erzeugte die Band ein ums andere Mal Gänsehautmomente. Da tut es auch gar nicht weh, an zwei Tagen hintereinander die selbe Setlist zu hören. Im Gegenteil: Als wir am zweiten Tag die ersten Klänge von “Exeter” hörten, freuten wir uns diebisch darauf, was gleich wieder passieren würde: Erneut würde die Band ins Publikum kommen, den besonders mutigen Fans die Gitarren umschnallen und alle anderen auf die Bühne einladen. Diese Art von Offenheit mag für die Idles ganz selbstverständlich sein – für viele von uns stand sie stellvertretend für die perfekte Chemie, die an diesen beiden Tagen zwischen Band und Publikum herrschte.
PS: Wenn ihr jetzt richtig Lust auf Konzerte in Leipzig bekommen habt, legen wir euch das TransCentury Update Festival am nächsten Wochenende nahe. In Locations wie dem UT Connewitz oder Conne Island warten wunderbare Acts wie Ought, U.S. Girls oder Unknown Mortal Orchestra auf euch. Mehr Infos und Tickets gibt es hier.