19.11.2018: The Holy in Hamburg (Nochtspeicher)

Wie beschreibt man einen normalen Montag in Hamburg? The Holy aus Finnland haben darauf bei ihrem Konzert im Nochtspeicher eine eher zynische Antwort gegeben: „This will be the day that I die.“

Ok, an dieser Stelle wäre ein wenig Kontext sicher hilfreich: Zunächst  handelt es sich dabei um einen Song der Indie-Waver, der 2016 auf der EP More Escher and Random Notes erschienen ist. Warum Henrik gerade diese Worte wählte, um den Song einzuleiten? The Holys Deutschland-Tour verlief nach den gutbesuchten Gigs auf dem Reeperbahn Festival 2018 nicht wirklich so, wie man sich das vielleicht vorgestellt hätte. In den Nochtspeicher kamen gerade einmal etwas mehr als 50 Zuschauer.

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The Holy im Nochtspeicher (Foto: Marius Soyke)
The Holy im Nochtspeicher (Foto: Marius Soyke)

Nun könnte man es als utopisch herausstellen, dass eine Band wie The Holy aus dem Stand einen Laden wie den Nochtspeicher, in dem zum Beispiel To Kill A King NACH ihrem Bastille-induzierten Hype gespielt haben. Allerdings ist eine kleinere Location aus logistischen Gründen schwierig zu finden: The Holy sind zu sechst auf der Bühne. Und haben zwei Schlagzeuger!

In Festival-Community-Kreisen hat sich letzteres ja längst als besonderes Qualitätsmerkmal, gerade für Live-Auftritte, manifestiert. Und tatsächlich: The Holy sind eine verdammt gute Liveband. Der Sound, der mal hymnenhaft wie bei Arcade Fire oder U2 daherkommt und im nächsten Moment in eine gewaltige Post-Punk/Post-Rock/Wave-Wand übergeht, ist relativ einzigartig – im positiven Sinne.

Arionce stimmen gut auf The Holy ein

Mit den Berliner Alternative/Indie-Rockern Arionce haben die Finnen zudem einen Support an ihrer Seite, der Szenekennern durchaus schon untergekommen ist. Das Quartett spielt ein in 30 Minuten sehr stimmiges Set, passt aufgrund der stellenweise ausbrechenden Gitarren recht gut zu The Holy.

Der Mainact wiederum kann seine Enttäuschung über die geringe Resonanz auf das Konzert schwer verbergen. Dennoch werden die Gäste mit einem energetischen Auftritt fürs Kommen belohnt. Da fangen die Fans auch dann an zu tanzen, wenn sie nicht unbemerkt in der Masse untergehen. Songs wie Land Before Time, Tom Cat, das genannte This will be the day that I die oder Ramses The Evil Brother wissen zu begeistern.

The Holy-Gitarrist Pyry während eines besonders sphärischen Parts (Foto: Marius Soyke)
The Holy-Gitarrist Pyry während eines besonders sphärischen Parts (Foto: Marius Soyke)

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Krach zum Abschluss

Nach rund 80 Minuten verabschieden sich The Holy von der Bühne – dankbar ob des enthusiastischen Applauses – kommen aber sogar noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne, die nicht auf der Setlist vermerkt war. Ähtäri ist der erste Song, den die Band überhaupt geschrieben hat – und unterscheidet sich vom anderen Material, ist er doch wesentlich krachiger. Dabei tauscht die Band die Instrumente durch und verfällt hinten raus beinahe sogar noch in einen Jam.

Beim letzten Song setzt sich Sänger Henrik an die Drums - Basserin Laura übernimmt die Vocals (Foto: Marius Soyke)
Beim letzten Song setzt sich Sänger Henrik an die Drums – Basserin Laura übernimmt die Vocals (Foto: Marius Soyke)

Es ist der würdige Abschluss eines tollen Konzerts vor einer viel zu kleinen Crowd. Wir hoffen, dass The Holy trotz dieser Erfahrung nach Deutschland zurückkommen und dann mehr Zuschauer den Weg zu ihren Shows finden.

MSo

Drummer an der Gitarre - und am Boden (Foto: Marius Soyke)
Drummer an der Gitarre – und am Boden (Foto: Marius Soyke)