Hurricane Festival 2018 – Zurück Indie Zukunft

Das Hurricane Festival war für einen großen Teil unserer Community prägend. Viele von uns erlebten ihre ersten Schritte in der Welt der Musik auf dem matschigen Eichenring in Scheeßel. Seitdem hat sich einiges getan. Auch wenn der eigene Musikgeschmack und die Ausrichtung des Line-Ups sich in der Zwischenzeit verändert haben, wird beim Besuch vom Hurricane Festival 2018 garantiert eine Prise Nostalgie mitschweben.

Feiernde Besucher des Hurricane Festivals.
Die Vorfreude ist groß. (Foto: Marius Soyke)

 

Trotz regelmäßiger Forendiskussionen um die Qualität des Line Ups kann sich die Bandaufstellung in diesem Jahr durchaus sehen lassen: Obwohl die Headliner Arctic Monkeys und Arcade Fire mit ihren Comeback-Alben die Fanlager spalteten, gehören sie unumstritten zu den gefragtesten Indiebands der letzten Jahre.

Auch die anderen großen Slots haben mehr zu bieten als die oft zitierten deutschen Dauertourer: Justice, die 2012 schon mit ihrer Liveshow zu begeistern wussten, Biffy Clyro, die 2009 noch die Blue-Stage eröffneten und nun ein MTV-Unplugged Album im Gepäck haben oder London Grammar, die 2017 mit ihrem zweiten Album “Truth Is A Beautiful Thing” erstmals die Nummer 1 der Charts in Großbritannien erreichen konnten, ergänzen die Spitze aus den weiterhin groß gefeierten deutschen Acts um Kraftklub, Broilers oder Marteria.

Was ihr beim Hurricane Festival nicht verpassen solltet

So weit, so bekannt. Doch auch in die unteren Zeilen der Bandauflistung haben sich wunderbare Acts gemischt, die wir euch ans Herz legen möchten. Die Briten von Jungle machen beispielsweise elektronisch angehauchte Soul-Musik und konnten 2014 mit “Busy Earnin’” einen Hit landen, den man so schnell nicht mehr aus Kopf und Beinen bekommen hat. Schon 2015 gehörte ihr Auftritt auf der Ray-Ban Bühne beim Primavera Sound zu einem der besten Konzerte des Festivals. Hoffentlich können sie diesen Eindruck am Freitag, von 19:15 bis 20:15 auf der White-Stage bestätigen.

Benjamin Clementine konnte man schon auf kleineren Festival-Bühnen des Landes, etwa dem Haldern Pop oder dem Appletree Garden bewundern. Dennoch ist Buchung beim Hurricane Festival überraschend und riskant. Er ist durchaus als Diva zu bezeichnen, erwartet von seinem Publikum absolute Ruhe und totale Hingabe, sonst kann es passieren, dass er vorübergehend die Bühne verlässt. Sind die Voraussetzungen jedoch gegeben, kann der Auftritt für eine Stunde pure Gänsehaut sorgen. Besucher, die den schmachtenden Piano-Soul-Stücken von Clementine etwas abgewinnen können, sollten am Samstag um 19:30 zur White-Stage kommen, um diese wirklich mutige Buchung erleben zu können.

Kein besonderer Geheimtipp ist Drangsal – man kann ihn jedoch nicht genug loben. Nachdem seine post-punkige Debüt-Platte “Harieschaim” 2016 schon für viel Begeisterung sorgte, entschied sich Drangsal aka Max Gruber dafür, auf seiner zweiten Platte überwiegend deutsch zu singen. So klingt der Nachfolger “Zores” wie die frühen Die Ärzte, was als eine Art Ritterschlag zu verstehen ist. Dabei scheint es, als wären Drangsal die eingängigen Tracks nur so zugeflogen: Beinahe jeder Song könnte der nächste Hit in der Indiedisco werden. Uns ist egal, dass Drangsal nun keinen Post-Punk mehr macht, wir werden am Sonntag um 13:45 textsicher auf der White-Stage zu finden sein.