Hurricane Festival 2017: Eichenring ist und bleibt Heimat

„Zuhause ist, wo’s am schönsten ist“ – Für die User/innen der Festival-Community trifft dies auch im Jahr 2017 wieder zu. Denn in gut einer Woche werden viele von ihnen einmal mehr an den Scheeßeler Eichenring zum Hurricane Festival pilgern.

Liest man in den Foren mit, mag dies erst einmal überraschend anmuten. Geradezu vernichtend ist doch oftmals die Kritik über die Grundausrichtung und das Line-Up. Das von FKP Scorpio organisierte Festival hat sich in den vergangenen Jahren mehr oder weniger stark verändert. Weg von einem Festival für Liebhaber/innen besonderer Indie-Künstler/innen und hin zu (noch) mehr sogenannter „Mainstream“-Musik.

Dazu kommt das ewig schlechte Wetter, das Niedersachsen zu dieser Jahreszeit gewöhnlich heimsucht und bereits zweimal wieder zum wirklich erheblichen Ausfall von Bands geführt hat.

Und trotzdem: Irgendwie geht es doch nicht ohne. Das liegt natürlich vor allem auch daran, dass das Hurricane als „Heim-Festival“ ein Sammelpunkt ist. Vergleichbar viele Community-User/innen lassen sich sonst höchstens auf dem Haldern Pop oder mit Glück beim Primavera Sound antreffen.

Feuerwerk über der Green Stage beim Hurricane Festival (Foto: Jochen Melchior)

Und bei aller Hackerei aufs Line-Up: Casper ist sicherlich kein Headliner der feuchten Träume. Mit Linkin Park und Green Day hat das Hurricane-Team aber Bands gebucht, die sich am Eichenring zuvor noch nie die Ehre gegeben haben, seit jeher eine der Stärken des Festivals. Und ja, der Richtungswechsel des Festivals geht ein wenig auf Kosten der Indie-Fraktion, aber ganz sicher nicht auf die der Vielfalt.

Im gesamten Line-Up tummeln sich fantastische Künstler der unterschiedlichsten Genres, wodurch eigentlich für jeden etwas dabei ist. Die oberen Reihen laden natürlich direkt dazu ein, nostalgisch zu werden: Green Day, Linkin Park und Blink-182, der Großteil der Besucher wird knapp die Hälfte der Songs mitsingen können. Dennoch gehört das Festival nicht nur den Größen der Vergangenheit. Mit Lorde hat man beispielsweise eine der aufstrebendsten Künstlerinnen der letzten Jahre nach Scheeßel holen können, die pünktlich zum Festival ihre neue Platte “Melodrama” veröffentlicht. So sieht es auch bei Royal Blood aus, die musikalisch zwar etwas anders unterwegs sind, aber eine ähnlich steile Karriere hinlegen und wie Lorde mit neuem Album im Gepäck das Hurricane spielen.

Auch die unteren Reihen bieten einige Perlen. Lust auf ein paar Gitarren? Einfach zu The Smith Street Band oder Moose Blood vor die Bühne. Das ist auch etwas für die Leute, die seit Jahren den Untergang des “Rockfestivals” Hurricane prophezeien und trotzdem noch dabei sind. Etwas härter geht es auch noch bei Baroness oder Red Fang zu, während auch gepflegte Hip-Hop- (SSIO, Antilopen Gang) oder Electro-Sounds (Boys Noize, Digitalism) einmal mehr nicht zu kurz kommen. Ein besonderes Schmankerl erwartet die Besucher/innen am Sonntag auf der Red Stage – lange verschmäht, nun gebucht: Die mächtigen Kassierer.

Neben dem einen oder anderen musikalischen Tipp hat unsere Community aber noch mehr zu bieten. Etwa das legendäre Forentreffen am Donnerstag, das dieses Jahr wahrscheinlich in der White Stage um 22 Uhr stattfindet. Wolltet ihr schon immer mal wissen, was für ein Mensch sich hinter dem furchtbaren Musikgeschmack von Miwo versteckt? Oder einfach ein Bier mit dem einen oder anderen trinken? Dann kommt einfach vorbei. Alles weitere findet ihr dann hier.

Immer gut besucht: Die Blue Stage auf dem Hurricane Festival (Foto: Robin Schmiedebach)

Dazu haben wir Informationen zum Festival, Fragen und Antworten gesammelt. Im Wetter-Thread werden die Hoffnungen auf wenig Regen erfahrungsgemäß von Tag zu Tag geringer werden, bis kurz vorher eine ziemlich genaue Vorhersage nur fürs Hurricane kommen wird – was für ein Service. Aber auch Fragen zu Geländeplänen, Festival-Equipement, Mitcampern, dem Green-Camp, dem Schwesterfestival Southside oder den Regeln des Festivals werden hier beantwortet.

Und kommen wir abschließend nochmal zu letzteren, den neuesten Änderungen – der Taschen- und Getränkeregelung. Wer es noch nicht mitbekommen hat: Tetrapacks sind prinzipiell nur noch leer auf dem Festivalgelände erlaubt, Taschen nur noch in Bauchtaschenformat. Genauere Infos findet ihr hier. Bei all dem Ärger über diese Entscheidungen, sowohl bei Facebook, als auch bei uns: Ja, besonders die Taschenregelung wirkt unglücklich. Aber man darf nicht vergessen, dass diese Vorschriften mit großer Wahrscheinlichkeit durch Druck der Behörden entstanden sind. Und noch wichtiger: Das Hurricane wurde durch das nicht immer souveräne Verhalten der Verantwortlichen von Rock Am Ring in eine sehr schwierige Situation gebracht, weshalb man trotz der Unannehmlichkeiten, die uns das alles bereitet, vielleicht ein Auge zu drücken sollte.

LWe, MSo