Die Alben des Jahres 2017: Pop, Dadrock und Comeback-Qualitäten

„Die sind mir zu poppig geworden“ – ein geflügeltes Wort in der Festival Community. Wer einen Blick auf die unter den Forenusern durchgeführte Wahl zu den Alben des Jahres wirft, wird aber verstehen, dass dies oft dann doch nur mit einem Augenzwinkern geschrieben wird.

Mit 138 Punkten bei 15 Nennungen landete letztlich nämlich die neuseeländische Pop-Sängerin Lorde mit ihrem Langspieler Melodrama auf dem Spitzenplatz – 23 Zähler vor dem Silbermedaillen-Gewinner. Man mag sich vorstellen, dass der Vorsprung vielleicht sogar noch größer gewesen wäre, wenn die 21-Jährige in der Vorweihnachtszeit nicht unangenehm mit abgesagten Konzerten in Israel aufgefallen wäre – auf Druck pro-palästinensischer Aktivistinnen aus ihrer Heimat und ohne selbst so richtig Stellung dazu zu beziehen.

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Noch ein wenig häufiger in den Bestenlisten der Festival-Community-User tauchten die Verfolger Lordes auf – ohne dabei jedoch im Durchschnitt ganz so weit oben genannt zu werden: The War On Drugs, von einigen Mitgliedern zärtlich als Dadrock betitelt, sammelten 115 Zähler bei 18 Nennungen und verdienten sich mit A Deeper Understanding wie in so vielen Bestenlisten des abgelaufenen Jahres einen Platz auf dem Podest – genau einen Punkt vor den Shoegaze-Pionieren Slowdive, die mit ihrem selbstbetitelten Album gezeigt haben, wie man nach 22 Jahren Funkstille – also noch vor Lordes Geburtstag – ein Comeback nach Maß feiert. Mit der nächsten Platte dürfen sich Slowdive ruhig weniger Zeit lassen, oder?

Zumindest mit Lorde und Slowdive hätten im Januar 2017 wohl die wenigsten auf dem Podium für das Album des Jahres gerechnet, vor allem angesichts der großen Konkurrenz: Foren-Lieblinge wie The National (#4), Brand New (#7) oder The XX (#9) schafften es dennoch in die Top-10 – ganz im Gegensatz etwa vermeintlichen Favoriten wie Portugal. The Man ((#13), Arcade Fire (#27) und Casper (#29).

Die höchste Durchschnittspunktzahl sicherte sich derweil Ex-Microphones-Mitglied Phil Everum mit seinem Projekt Mount Eerie und dem emotional tiefgreifenden Album A Crow Looked At Me. Nur bei neun Usern zündete die Platte derart, dass sie in die Top-10 gewählt wurde – bei denen aber dann auch gleich so sehr, dass Mount Eerie letztlich mit 78 Punkten auf Rang 8 landete.

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Erwähnenswert: Die in die Top-15 der Alben des Jahres gewählten Punk-Newcomer Idles (#11) oder die 2017 so richtig durchgestarteten Post-Punker von Protomatyr (#6).

Lange Rede, gar kein Sinn – hier die komplette Liste der Alben des Jahres:

#01 Lorde – Melodrama – 138 (15 Nennungen)
#02 The War On Drugs – A Deeper Understanding – 115 (18 Nennungen)
#03 Slowdive – s/t – 114 (18 Nennungen)
#04 The National – Sleep Well Beast – 113 (17 Nennungen)
#05 Kettcar – Ich vs. Wir – 106 (18 Nennungen)
#06 Protomartyr – Relatives In Descent – 94 (12 Nennungen)
#07 Brand New – Science Fiction – 85 (12 Nennungen)
#08 Mount Eerie – A Crow Looked At Me – 78 (9 Nennungen)
#09 The XX – I See You – 71 (12 Nennungen)
#10 Manchester Orchestra – A Black Mile to the Surface – 66 (11 Nennungen)

#11 Idles – Brutalism – 66 (9 Nennungen)
#12 Algiers – The Underside Of Power – 57 (9 Nennungen)
#13 Portugal. the Man – Woodstock – 55 (9 Nennungen)
#14 Future Islands – The Far Field – 42 (7 Nennungen)
#15 Julien Baker – Turn Out The Lights – 42 (6 Nennungen)
#16 Phoebe Bridgers – Stranger in the Alps – 42 (6 Nennungen)
#17 Noga Erez – Off the Radar – 42 (5 Nennungen)
#18 Grizzly Bear – Painted Ruins-  40 (6 Nennungen)
#19 LCD Soundsystem – American Dream – 40 (5 Nennungen)
#20 FJØRT – Couleur – 38 (6 Nennungen)

Festival-Berichte: Unsere Highlights 2017

#21 Amenra – Mass VI – 35 (5 Nennungen)
#22 Spoon – Hot Thoughts – 33 (8 Nennungen)
#23 Chelsea Wolfe – Hiss Spun – 32 (6 Nennungen)
#24 Perfume Genius – No Shape – 32 (5 Nennungen)
#25 Daughter – Music From Before The Storm – 29 (6 Nennungen)
#26 Fleet Foxes – Crack Up – 29 (4 Nennungen)
#27 Arcade Fire – Everything Now – 28 (5 Nennungen)
#28 The Menzingers – After The Party – 27 (4 Nennungen)
#29 Casper – Lang lebe der Tod – 25 (5 Nennungen)
#30 Beck – Colors – 25 (3 Nennungen)

#31 Queens Of The Stone Age – Villains – 24 (6 Nennungen)
#32 The Killers – Wonderful Wonderful – 24 (4 Nennungen)
#33 Converge – The Dusk In Us – 24 (3 Nennungen)
#34 Gisbert zu Knyphausen – das Licht der Welt – 23 (4 Nennungen)
#35 Pumarosa – The Witch – 23 (3 Nennungen)
#36 The Smith Street Band – More Scared Of You Than You Are Of Me – 22 (3 Nennungen)
#37 Brockhampton – Saturation (II) – 21 (3 Nennungen)
#38 Run The Jewels – RTJ3 – 21 (3 Nennungen)
#39 Propagandhi – Victory Lap – 20 (2 Nennungen)
#40 Faber – Sei Ein Faber Im Wind – 19 (4 Nennungen)

Alben des Jahres der Festival Community – Die bisherigen Sieger:

2016:

  1.       Car Seat Headrest – Teens of Denial
  2.       Bon Iver – 22, A Million
  3.       Radiohead – A Moon Shaped Pool

2015:

  1.       Sufjan Stevens – Carrie & Lowell
  2.       Courtney Barnett – Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit
  3.       The Slow Show – White Water